Letztens habe ich mir einen tollen Sonntag gegönnt: ausgiebig
Schlafen, Frühstücken, Kunst sehen... Diese Ausstellung fand ich
sehr vertraut, die Arbeiten von Marina Abramovic und Ulay, Richard
Long und Joseph Beuys haben mich in Cardiff sehr "geführt" und stark
angesprochen. Sich in eine Aktion zu bewegen, diese Aktion als
Erfahrung zu erleben, diese Aktion und das Erlebnis zu dokumentieren,
diese Aktion, das Erlebnis, die Erfahrung und die Dokumentation
(Spuren, ?) zusammen zu bringen, nachvollziehbar zu machen (?), und
aus diesem persönlichen Tun heraus einen Bezug zu einem sozialen,
gesellschaftlichen Thema zu finden, spricht mich an und macht Lust
auf eigenes Tun. Die Ausstellung finde ich, obwohl recht
überschaubar, sehenswert. Videoarbeiten sprechen mich im Moment
ziemlich stark an. Wird Zeit zum selber experimentieren!
"GEHEN BLEIBEN" Eine Ausstellung zu sehen noch bis zum 17.02.2008 im Kunstmuseum Bonn
Text von: www.kunstaspekte.de:
"Die Ausstellung gehen bleiben im Kunstmuseum Bonn umfasst über 80
Installationen, Objekte, Videos, Dokumentationen von Performances,
Wandbilder, Fotos, Zeichnungen von 37 internationalen Künstlerinnen
und Künstlern aus den sechziger Jahren bis heute, die von der
Bewegung sprechen und von Orten, an denen die Bewegung anhält. Sie
zeigen das Gehen und das Bleiben als unmittelbare, freie oder
erzwungene Erfahrungen, die an den Körper gebunden sind und damit
auch Erfahrungen von Identität vermitteln, so rudimentär diese
erscheinen mag. Sie befragen prinzipielle Möglichkeiten der
Selbstwahrnehmung und Selbstvergewisserung, der Beziehung zu Raum,
Ort, Zeit, formulieren im Gehen und Bleiben aber auch historische,
gesellschaftliche und biographische Erfahrungen.
mehr dazu...
www.bonn.de/kunstmuseum
Kunstmuseum Bonn
Friedrich-Ebert-Allee 2
53113 Bonn
Deutschland
fon 0228 77-6260/-6211
kunstmuseum@bonn.de
GEHEN BLEIBEN
Bewegung, Körper, Ort in der Kunst der Gegenwart
Kurator: Volker Adolphs
mit Marina Abramovic / Ulay, Absalon, Pilar Albarracin, Helena
Almeida, Darren Almond, Ulf Aminde, Janine Antoni, Samuel Beckett,
Joseph Beuys, David Claerbout, Willie Doherty, Olafur Eliasson,
Hamish Fulton, Regina Jose Galindo, Mona Hatoum, William Kentridge,
Kristof Kintera, Sigalit Landau, Richard Long, Kris Martin, Bruce
Nauman, Astrid Nippoldt, Julia Oschatz, Tony Oursler, Paul Ramirez-
Jonas, Pipilotti Rist, Michal Rovner, Seifollah Samadian, Kim Sooja,
Nancy Spero, Jan Verbeek, Bill Viola, Katerina Vincourova, Franz
Erhard Walther, Rachel Whiteread, Andrea Zittel
Pressetext:
Eröffnung: 27. November, 20 Uhr
Der Mensch ist in der Bewegung, er geht um zu gehen, aber auch, um einen Ort zu finden, er bricht auf, um nicht bleiben zu müssen, er
möchte bleiben, um nicht in die Fremdheit zu fallen, er entscheidet
sich für ein Unterwegssein ohne Ziel und will doch ankommen. Der
Mensch geht aus vielfältigen Gründen, er ist Entdecker, Forscher,
Eroberer, er ist Siedler, Pilger, Missionar, schließlich Tourist, er
geht, um die Welt zu verstehen, zu vermessen, zu besitzen, zu
verändern, zu genießen. Er geht in der Hoffnung auf Einsicht,
Verwandlung, Zukunft, aus Gier, Verzweiflung, Lust, er weicht der
Gewalt, er wird vertrieben. In allen Kulturen und Religionen spielen
die Bilder von Aufbruch, Unterwegssein, Rückkehr eine wichtige Rolle.
Auch unser Leben ist von der Sehnsucht bestimmt, einfach loszugehen,
der Sehnsucht nach Ferne, und zugleich wünschen wir uns die
Sicherheit, heimkommen zu können, eine Bleibe zu haben.
Die Ausstellung gehen bleiben im Kunstmuseum Bonn umfasst über 80 Installationen, Objekte, Videos, Dokumentationen von Performances,
Wandbilder, Fotos, Zeichnungen von 37 internationalen Künstlerinnen
und Künstlern aus den sechziger Jahren bis heute, die von der
Bewegung sprechen und von Orten, an denen die Bewegung anhält. Sie
zeigen das Gehen und das Bleiben als unmittelbare, freie oder
erzwungene Erfahrungen, die an den Körper gebunden sind und damit
auch Erfahrungen von Identität vermitteln, so rudimentär diese
erscheinen mag. Sie befragen prinzipielle Möglichkeiten der
Selbstwahrnehmung und Selbstvergewisserung, der Beziehung zu Raum,
Ort, Zeit, formulieren im Gehen und Bleiben aber auch historische,
gesellschaftliche und biographische Erfahrungen. Sie entwerfen
Modelle für andere Möglichkeiten zu leben und sehen im Gehen ebenso
eine Metapher für das Transitorische und Flüchtige, das Vergehen der
menschlichen Existenz. So umspannt die Ausstellung die verwirrende
Gleichzeitigkeit der Empfindung, die Gehen und Leben, Bleiben und
Erstarrung in eins setzt, andererseits im Gehen ein nomadisch
ruheloses Umherirren, im Bleiben ein Ankommen bei sich selbst erkennt.
Einer zunehmend globalen und mobilen Gesellschaft erscheint das Nomadische heute geradezu als adäquate und authentische Lebensform
der Ungebundenheit. Die Rückseite dieser Ansicht von Mobilität ist
die nicht frei gewählte, sondern von politischen, ökonomischen und
anderen Gründen aufgezwungene Migration, die ebenso zur
gegenwärtigen Diskussion gehört. Im Zeitalter elektronischer Medien
sind wir auch in anderer Hinsicht unterwegs, in Datennetzen und
Simulationen, die dem Körper und dem Raum ihre Bedeutung nehmen, in
einer entgrenzten Kommunikation, die uns überall und nirgends zu
Hause sein lässt. Die Ausstellung handelt aber nicht von der
Beschleunigung und Auflösung in eine virtuelle entkörperlichte
Mobilität, nicht von digitaler, sondern von analoger Bewegung, von
physischer Erfahrung, auf dem Weg und am Ort zu sein. Sie stellt auch
nicht sozialkritische Fragen zur Migration in den Mittelpunkt und
umfasst doch Werke, die zeigen, dass der Künstler, heute selbst ein
überall in der Welt arbeitender Nomade, Teil und Prototyp einer
Gesellschaft ist, die das Instabile, das Dazwischen, den Übergang als
Realität angenommen hat und zugleich als Entfremdung und als
kulturelle Entwurzelung erleidet.
Die Kunst der Gegenwart hat für die Erfahrungen zwischen Bewegen und
Verharren, Weg und Ziel vielfältige Bilder gefunden. Sie umschließen
die grundsätzliche Thematisierung des Gehens, im Atelier, in der
Stadt, in der Landschaft, bis zur äußersten physischen Grenze. Sie
formulieren die Macht sozialer Deformation und politischer Gewalt,
entwerfen aber auch utopische Visionen der Veränderung. Sie zeigen
vom Leben besetzte Objekte und Räume, Türen, Betten, mobile Orte des
Wohnens, Zeichen der Ankunft, Erwartung und Passage, die vom
schwankenden Sinn des Gehens wie des Bleibens sprechen.
Es erscheint ein Katalog mit Abbildungen der ausgestellten Werke und Texten der beteiligten Künstler und Künstlerinnen: Marina Abramović/
Ulay, Absalon, Pilar Albarracín, Helena Almeida, Darren Almond, Ulf
Aminde, Janine Antoni, Samuel Beckett, Joseph Beuys, David Claerbout,
Willie Doherty, Olafur Eliasson, Hamish Fulton, Regina Josè Galindo,
Mona Hatoum, William Kentridge, Krištof Kintera, Sigalit Landau,
Richard Long, Kris Martin, Bruce Nauman, Astrid Nippoldt, Julia
Oschatz, Tony Oursler, Paul Ramírez Jonas, Pipilotti Rist, Michal
Rovner, Seifollah Samadian, Kimsooja, Nancy Spero, Jan Verbeek, Bill
Viola, Kateřina Vincourová, Franz Erhard Walther, Rachel Whiteread,
Andrea Zittel.
Kurator: Dr. Volker Adolphs"